Ein schnelles und erwärmendes Wintergericht nach Prager Art.
Einfache und schnelle Gerichte stehen hoch im Kurs. Grundsätzlich bin ich ein Befürworter von Gerichten, die etwas Zeit brauchen: Zeit für den Geist und Zeit für die Ware. Wenn allerdings so ein unverschämt schnell zu kochendes und schmackiges Gericht angerichtet werden kann, werde ich gerne zum Wiederholungstäter und kann es nicht schnell genug auf den Teller bekommen. Ich war letzte Woche auf Heimatbesuch und habe für euch mal den Winter angetestet.
Ab in die Küche und aufwärmen. Jetzt.
Love & Light
Martin
Mir ist kalt.
Mein Herz glüht zwar nach dem 10-stündigen Spaziergang durch meinen Geburtsort bei 0 Grad und eisigem Wind, aber mein Körper ist steif. Das Tagesticket bleibt bis auf die Hin- und Rückfahrt nicht sonderlich genutzt, da ich mich in der Stadt auf meinen Füßen verloren habe. Kafka-Serendipity. Trotz regelmäßiger Einkehr in die wenigen alten Stuben in den Randbezirken der Stadt, jene, wo man die kleinen, engen, vereisten Stufen hinuntersteigen muss. Man öffnet die schwere Tür, puhlt sich förmlich durch einen schweren, trotz Rauchverbotes, nikotingeschwängerten Vorhang, der weder frische kalte Luft rein- noch verbrauchte rausläßt, und schlagartig spürt wie die Bäckchen erröten und dass Blut wieder durch den ganzen Körper gepumpt wird, nachdem dieser sich draussen ganz dem Zentrum des Körpers, dem Herzen gewidmet und auf Überlebensmodus geschaltet hat. Das Ziepen der Haut am ganzen Körper, das Jucken der Haut unter der Wollmütze und der Geruch von schwerer Rinderbrühe und schalem Bier schlägt einem mit solcher Wucht entgegen, dass man für die nächsten Tage an Ort und Stelle zusammengegesackt einschlafen möchte. Trotz dieser tschechischen Saunamomente ist es mir nicht gelungen NICHT völlig ausgelaugt und durchgefroren in der heimeligen Küche meiner Tante aufzuschlagen, um die weltbeste Winter-Heimkehrsuppe zu bekommen. Schon als ich den Bus oberhalb der Straße des Dorfes verließ und die ersten Schwaden lecker lodernden Holzes in meine Nase zogen, legte sich über diesen ein feinerer, von leichten Kümmelnoten und frisch gebackenem Wecken. Geruchsblind folgte ich diesem bis nach Hause und konnte es kaum abwarten den ersten Löffel mit meinen steifen Fingern zu essen. Die letzten Tage waren von viel Bewegung geprägt und für meine Pitta/Vatta-Konstitution etwas ungünstig. Pitta konnte mächtig chillen, aber Vatta war übermäßig getriggert. Da kam dieses kernige Süppchen sehr gelegen. Daraufhin habe ich erstmal 10 Stunden geschlafen – fit für den nächsten 10 Stunden Spaziergang.
Das kann gerne meine Routine für die nächste Zeit werden, sofern ich mich in frostigen Gebieten aufhalten sollte.
Rezept
Großartige Haferflocken-Möhren-Suppe mit feinem Eierstich und einem hausgemachten Kümmelwecken.
(vegetarisch oder vegan)
für ca. 2 hungrige Portionen
Zutaten
1 x kleiner Lauch (ohne Grün)
1 x kleine Zwiebel
ca. 1 EL Mehl
1 x große, dicke Möhre
ca. 1/3 Drittel der Menge (Möhre/Lauch) an Haferflocken
etwas Sonnenblumenöl
eine gute Portion Kümmel
ca. 1,5 Liter Gemüsebrühe/Kartoffelbrühe
ein Bio-Ei
abgeriebene Schale von 1 Bio-Zitrone sowie 2 EL Zitronensaft
1/2 krause Handvoll Petersilie, sehr fein gehackt
1 Spritzer Agavendicksaft
Salz und frisch gemahlener roter & schwarzer Pfeffer
Zubereitung:
Lauch putzen und fein schneiden. Das Grün geht in den Biomüll für die Hühner. Die Zwiebel fein hacken. Die Möhren grob raspeln.
In einem mittelgroßen Topf das Sonnenblumenöl erhitzen und die Zwiebel mit den Möhren weich dünsten. Gleichzeitig in einem kleinen Pfanne oder Topf die Haferflocken und den Kümmel ohne Fett anrösten. Ich mag diese feine Röstnote, ist aber kein Muss. Das Mehl zu den Zwiebeln/Möhren hinzufügen und ein wenig andicken. Mit etwas Gemüsebrühe ablöschen, den Lauch, die Haferflocken und den Kümmel hinzufügen. Mit der restlichen Gemüsebrühe auffüllen, kurz aufkochen und ca. 15 bis 20 Minuten bei kleiner Flamme und geschlossenem Deckel köcheln lassen.
Zum Ende mit der Zitronenschale und dem Saft, Salz und einen ordentlichen Schuß Pfeffer abschhmecken. In die heiße Suppe mit Liebe ein Ei aufschlagen und unterrühren. Sofort vom Herd nehmen und behutsam in Tellern anrichten. Über dem Teller noch mit der fein gehackten Petersilie und einer Prise Agavendicksaft verfeinern.
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Zusatzinformationen
- Vata und Kapha senkend.
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Kümmel ist entsprechend den ayurvedischen Geschmacksrichtungen (rasa) scharf. Die Grundeigenschaften sind leicht und trocken.
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Die Geschmacksrichtung scharf ist anregend, fördert die Verdauung und hebt den Appetit. Scharf stabilisiert, hebt allgemein die Körperfunktionen, während es Ansammlungen von Ama vermindert.
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Die energetisierende Wirkung von Kümmel ist erhitzend.
Er wirkt Kümmel blähungswidrig, verdauungsfördernd, tonisierend und kreislaufstärkend.Aber Obacht bei der Dosierung: zuviel können zu Schwindel und Bewusstseinstrübung führen.